Mein Leben in Kenia - Teil 11: Regen

Anders als beispielsweise in Deutschland, gibt es in Kenia keine wirklichen Jahreszeiten. Es gibt aber dennoch klimatische Unterschiede im Laufe des Jahres. So ist es hier im Dezember und Januar erfahrungsgemäß am heißesten und im Juni und Juli am kühlsten. In Nairobi, was auf einer 1800 Meter hohen Hochebene liegt, können in diesen Monaten die Temperaturen nachts durchaus auch mal auf 12° absinken. Hierzu muss man bedenken, dass es in Kenia keine Heizung gibt und die Häuser auch nicht gedämmt sind. Vor allem abends sitze sogar ich in dieser Zeit ab und an in eine Decke eingehüllt und in dicken Wollsocken da.

Viel wichtiger als die Temperaturen ist aber der Regen. Da in Kenia noch viel Landwirtschaft betrieben wird, hängt hiervon nämlich sehr viel ab. Eigentlich gibt es hier zwei Regenzeiten. Einmal im Oktober und November, und dann eigentlich wieder von Februar bis April.

Seit Februar haben die Menschen hier also auf Regen gewartet, aber er kam nicht. Anfang April hatte die Trockenheit solche Ausmaße angenommen, dass sogar das Wasser rationiert wurde. Das war in gewisser Weise absehbar, denn es hatte seit Anfang Dezember gar nicht geregnet. In unserem Estate hatten wir noch Glück. Wir hatten nur zwei Tage pro Woche ohne Wasser. Da wir aber einen Wassertank haben, war das nicht weiter schlimm. In anderen Regionen Nairobis sah das ganz anders aus. Joys Bruder berichtete uns beispielsweise, dass er teilweise eine ganze Woche ohne Wasser war und sich dieses dann für teures Geld kaufen musste.

Bemerkbar machte sich die Wasserknappheit auch bei den Lebensmittelpreisen. So wurden Gemüse wie Zucchini oder Gurken um 20% teurer und das Kilo Kartoffeln kostete zwischenzeitlich fast 3,00 €.

Vor drei Wochen war es dann endlich so weit: es regnete! Seitdem regnet es fast jeden Tag. Die Lebensmittelpreise sind noch nicht gesunken, aber immerhin ist das Gras wieder grün und die Wasserrationierung hat auch ein Ende. Das Schöne an dem Regen hier ist, dass es nie einen ganzen Tag regnet. Es regnet immer nur für vielleicht zwei Stunden, dafür aber richtig. Danach ist der Himmel wieder blau und das Wetter schön.

Das Problem mit Regen ist, dass viele Straßen in Nairobi nicht befestigt sind. Deshalb löst Regen in Nairobi immer ein Verkehrschaos aus. Auch sollte man, wenn man nach draußen geht, nicht unbedingt weiße Schuhe anziehen – diese Farbe werden sie nicht lange beibehalten. Aber so ist es halt, so ziemlich alles im Leben hat zwei Seiten. Regen wird hier in Kenia als besonderer Segen gesehen. Und wenn das so ist, dann sind wir in letzter Zeit wirklich sehr gesegnet – endlich!   

Wird hier als besonderer Segen gesehen: Regen! :)

Wird hier als besonderer Segen gesehen: Regen! :)

Marco Fries