Mein Leben in kenia - Teil 14: Freitagabend in Kenia

Freitagabende in Kenia laufen teilweise ganz ähnlich ab wie in Deutschland und teilweise ganz anders.

Einerseits gibt es die Leute, die freitagsabends weggehen – in Kneipen, Bars oder Diskotheken. Das tun sie meist mit jeder Menge Alkohol, denn wenn ein Kenianer trinkt, dann trinkt er in der Regel richtig: ohne Rücksicht auf Verluste und leider oft auch ohne Rücksicht auf das meist ohnehin schon knappe Familienbudget. Das ist wohl zumindest ein Grund, weswegen Alkohol bei Christen hier eher – um es mal vorsichtig zu formulieren – kritisch gesehen wird. Denn Kenianer, die moderat trinken, die gibt es durchaus, aber sie sind halt leider deutlich in der Minderheit.

Damit Menschen also erst gar nicht in die Gefahr kommen zu realisieren, dass sie mit Alkohol nicht so gut umgehen können, lehnen viele kenianischen Kirchen Alkoholkonsum strikt ab. Und vermutlich um sicherzustellen, dass Leute freitagsabends nicht in Versuchung geführt werden, vielleicht doch mal in der benachbarten Bar vorbei zu schauen, finden in vielen Gemeinden von freitags auf samstagsnachts Gebetsnächte, so genannte „Keshas“, statt.

Und diese Gemeinden wollen der Umgebung natürlich auch zeigen, dass sie aktiv sind, und wie kann man das besser, als mit lauter Musik? In unserer Nähe befinden sich mehrere Bars, von denen ich persönlich musik- oder lärmtechnisch noch nie etwas mitbekommen habe. Es befindet sich irgendwo aber auch eine Gemeinde, die jeden Freitag ein solches Nachtgebet zelebriert. Ich habe dabei immer das Gefühl, das sie so um 2 Uhr nachts, bevor sie die Veranstaltung beenden, nochmal allen zeigen wollen: „Hallo, wir sind hier und wir sind noch wach!“ Da wird die Musik nochmal ne Spur lauter gedreht und es wird extralaut ins Mikrophon gebetet und natürlich „Halleluja“ geschrien, was die Stimmbänder noch hergeben.    

Die Folge ist, dass ich mich samstags in der Tat oft fühle, als ob ich leicht verkatert wäre. Das liegt aber nicht daran, dass ich eine der besagten Bars besucht hätte, sondern einzig an dem lauten Gebeten der Gemeinde, die mich mal wieder mitten in der Nacht geweckt hat.

Wenn man ganz viel Glück hat, ist man dann grade wieder eingeschlafen und wird dann erneut geweckt – dies Mal weil der Muezzin ruft. Nun ja, ein bisschen Schwund ist immer. Vielleicht sollte ich mir angewöhnen, danach dann einfach aufzustehen und joggen zu gehen, das hat zumindest bei einem richtigen Kater immer ziemlich gut geholfen.  

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Eine von zahlreichen Kneipen in unserer Umgebung!

Marco Fries